Wie geht’s weiter?

Back to Europe, hieß es Ende März. Um genau zu sein am 19. März, als wir zu winterlichen Temperaturen wieder in Athen landeten. Wir dachten, es sei ein Scherz, dass der Defender mit einer Schneeschicht bedeckt ist, aber es war die bittere Realität nach dreieinhalb Monaten in Afrikas Sonne. Da haben wir doch tatsächlich unsere weit weg verstauten Winterjacken herausholen müssen. Nichtsdestotrotz war die Wiedersehensfreude groß und wir vor allem froh, dass wir das Auto in einem unveränderten Zustand vorfanden. Keine unerwünschten Bewohner oder Wasser waren im Auto und auch der Motor ließ sich problemlos starten. Doch bevor wir uns ins Auto setzten, waren wir erstmal froh, bei weniger als fünf Grad in ein Apartment flüchten zu können. Hier waren wir für vier Tage mit Caro‘s Familie verabredet. Die Wiedersehensfreude war groß und wir hatten uns natürlich alle viel zu erzählen. Unsere kurze Zeit in der griechischen Hauptstadt verbrachten wir mit Ausflügen zum Hafen von Piräus, einer Stadtführung durch Athen auf dem Fahrrad und dem Feiern des 60. Geburtstag von Caro‘s Vater. Dass fast schon ein Jahr rum ist, seit dem wir unterwegs sind, können wir kaum glauben. Umso mehr haben wir uns auf das Wiedersehen gefreut. Wie schwierig es ist, die Zeitpläne von sechs Menschen übereinander zu bekommen, kann sich sicher jeder vorstellen. Jetzt ist es nur noch halb so schlimm, noch eine Weile voneinander getrennt zu sein.

Nachdem wir uns schweren Herzens wieder voneinander verabschieden mussten, galt es für uns, unsere nächsten Ziele zu planen. Als wir im Juni letzten Jahres unsere Sachen gepackt haben und losgefahren sind, war vor allem eines klar: Aufgrund der Pandemie müssen wir in Bezug auf unsere Reiseroute absolut flexibel bleiben. Viele Grenzen außerhalb Europas waren noch geschlossen, sodass wir in den ersten sechs Monaten ausreichend Zeit in Ost- und Südeuropa verbringen konnten (Route). Während unserer Flucht vor dem Winter ins südliche Afrika (Route) war Corona für uns schon fast vergessen, sodass wir dort am liebsten noch einige Monate verlängert hätten.

Da wir mittlerweile aus Afrika zurück sind und als nächstes die Türkei bereisen wollen, stellt sich für uns die Frage, wie unsere Route für die nächsten Monate gen Osten aussehen könnte. Die beliebte Strecke durch Zentralasien in die Mongolei ist derzeit leider nicht möglich. Wer die Durchquerung von China und dem damit verbundenen horrenden Kosten für einen verpflichtenden Guide vermeiden möchte, muss früher oder später durch Russland fahren. Die notwendigen Visa zum Transit durch Russland werden jedoch seit Beginn der Pandemie nicht mehr vergeben. Und vor allem auch wegen der kritischen Situation mit der Ukraine wollen wir den Weg durch Russland gerade gerne vermeiden. Ähnliches gilt für das Turkmenische Transitvisum, das aufgrund der Pandemie noch immer nicht vergeben wird und die Alternativroute in die Mongolei damit leider unmöglich macht.

Option A: Türkei - Iran - Armenien - Georgien

Die erste Option wäre also von der Türkei aus - vielleicht mit einem kleinen Abstecher in die autonome Region Kurdistan - in den Iran zu reisen und dort die Größe und Vielfalt des Landes mehrere Wochen auszureizen und das Visum vor Ort zu verlängern. Das Standard-Visum für einen Touristen beträgt zunächst 30 Tage, kann jedoch zwei Mal vor Ort um jeweils weitere 30 Tage, also auf insgesamt 90 Tage verlängert werden. Sollte der Weg von hieraus für uns nicht weiter, sondern tendenziell eher zurück gehen, ist es eine Überlegung, auf dem Rückweg über Armenien und Georgien zurück in die Türkei zu fahren. Nachteil dieser Option wäre dann jedoch, dass wir einen Großteil der Länder, die wir bereits gesehen haben, auf dem Rückweg erneut durchfahren werden.

Option B: Türkei - Iran - Pakistan - Indien

Eine weitere Option wäre es, nach unserem - möglicherweise verlängerten Aufenthalt im Iran - weiter über Pakistan mit dem Endziel nach Indien zu fahren. Von hier aus bestünde dann die Möglichkeit, nicht den gesamten Weg zurück zu fahren (was aufgrund von zusätzlichen Visa-Anträgen auch gar nicht so einfach wäre), sondern das Auto nach Deutschland zu verschiffen. Offiziell ist es derzeit noch nicht möglich, auf dem Landweg nach Indien einzureisen, da wir aber im engen Austausch zu anderen Reisen stehen, die kurz davor sind, genau dies zu tun, liebäugeln wir gerade mit dieser Variante. Denn diese Option würde es uns ermöglichen, noch zwei bis drei weitere Länder zu bereisen und den Rückweg via Flug anzutreten.

Option C: Türkei - Iran - Vereinigte Arabische Emirate - Oman - Saudi Arabien - Jordanien

Eine letzte Möglichkeit für uns wäre es, vom Iran aus in die Arabischen Emirate, nach Dubai, überzusetzen und von dort aus über den Oman und Saudi Arabien nach Jordanien zu fahren. Eine Traum-Route für Overlander, dann von hier aus weiter auf den afrikanischen Kontinent zu gelangen und von dort zurück nach Deutschland zu verschiffen. Für diese Variante müsste man aber sicherlich nochmal weitere 10.000 Euro pro Person ansparen, um sich diesen Wunsch erfüllen zu können. Da wir einerseits gerade aus Afrika zurück sind und es für die arabischen Ländern definitiv die falsche Jahreszeit wäre, um sie campend zu bereisen (viel zu heiß!), fällt diese Variante vermutlich erstmal für uns heraus. Auch kritische politische Situationen in Äthiopien und im Sudan hindern Reisende gerade daran, diese Route ohne Fähren zu meistern. Irgendwann auf dem Landweg nach Südafrika zu reisen, bleibt also bis auf Weiteres ein Traum.

Egal, wohin uns unsere Reise als nächstes treiben wird, die Türkei ist in jedem Fall unsere nächste Station. In vielen - vor allem deutschen Köpfen - vermutlich als „All Inclusive Hölle“ verpöhnt, haben wir uns schon im Vorfeld auf dieses Land gefreut, das nicht nur durch seine Größe, sondern vor allem durch die Kultur und die Landschaft so viel mehr zu bieten hat. Unser erster Stop fällt gleich auf die bislang größte Metropole und überrascht uns zusätzlich mit einer unverhofften, aber wunderschönen Verlängerung unseres Aufenthalts. Johanna, Julian‘s Schwester, hatte schon unmittelbar nach ihrem Abschied in Griechenland entschieden, uns erneut zu besuchen, was sie in Istanbul über die Ostertage wahr machte. Insgesamt vier Tage hatten wir Gelegenheit, diese riesige Stadt gemeinsam zu erkunden. Am ersten Tag verschafften wir uns einen ersten Überblick auf eigene Faust und erkundeten die unterschiedlichen Basare, die berühmte Moschee Hagia Sophia und konnten nicht genug von Tee und süßem Gebäck bekommen. Ungefähr 15 Kilometer zu Fuß haben wir an diesem Tag bereits geknackt. Und der nächste Tag sollte nicht weniger zu bieten haben. Um nochmal einen umfassenderen Eindruck der Stadt und ein paar Geheimtipps zu bekommen, ließen wir uns am nächsten Tag von Ogus, einem gebürtigen Istanbuler, am nächsten Tag über sechs Stunden lang quer durch die riesige Stadt führen. Von historischen Informationen über die Empfehlung des besten türkischen Essens, der Kunst des richtigen Handelns auf dem Basar oder der stolzen Präsentation der besten Fälschungen teurer Designer-Mode - am Ende des Tages hatten wir einen guten Überblick über die Stadt. Gemeinsam mit einer bunt gemischten Gruppe aus Indien, Australien, Griechenland, Brasilien und den Philippinen verbrachten wir einen schönen und informativen Tag auf der europäischen Seite Istanbuls, den wir am Abend gemeinsam ausklingen ließen. Immer ein Auge darauf, was uns die Verkäufer von Shops oder Restaurants berechneten. Denn wer kein türkisch spricht, bekommt hier erstmal auch keine türkischen Preise. Willkommen auf dem türkischen Basar!

Und als hätte Denise, eine gemeinsame Freundin, geahnt, dass wir nach dem Abschied von Johanna eigentlich noch gar nicht genug von Istanbul haben, entschloss sie sich kurzerhand, uns im Anschluss auch noch für vier Tage zu besuchen. Und da man sich an dieser Stadt unserer Meinung nach wirklich nicht satt sehen kann, vergingen die Tage wieder wie im Flug. Dabei durften ein entspannter Tag im Hamam (türkisches Bad), eine Bosporus Fahrt und das Genießen von Baklava (süßes Gebäck aus Blätterteig), Pide (türkische Pizza), Gözleme (gefüllte Fladenbrote) und Çay (türkischer Tee) natürlich nicht fehlen. Wir haben keinerlei Befürchtung, in der Türkei zu verhungern.

Nach dem Abschied von Denise zogen wir zurück ins Auto, um an der Westküste, nahe Izmir, für einige Tage zu verweilen. Hier werden wir Angelegenheiten in der deutschen Botschaft und bei Ärzten organisieren, um die Weichen für die weitere Reise zu stellen. Da wir unsere Route immer flexibel anpassen und damit kurzfristig planen müssen, müssen wir ebenso spontan auf alle weiteren Notwendigkeiten reagieren. Das kann dann manchmal eben auch einige Tage und Wochen in Anspruch nehmen.

Es bleibt also spannend, was alles funktioniert und wohin uns die Wege treiben. Bei unserem nächsten Bericht können wir dann hoffentlich von unseren Ergebnissen hierzu erzählen.

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Abwarten und Tee trinken.

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Ein Meer aus Sand.