Von Sandstränden, Impf-Reisen und neuen Zielen.

Wir haben einige Wochen benötigt, um uns mal wieder mit einem neuen Blog zu befassen. Das lag einerseits daran, dass wir in den folgenden Wochen in Griechenland gar nicht besonders viel unternommen haben, sondern einfach mal ein paar Tage an einem Ort stehen geblieben sind, andererseits weil unsere Überwinterungspläne kurz vor Weiterreise für ein paar Tage auf der Kippe standen. 

In diesem Eintrag berichten wir euch nun aber von unseren vergangenen fünf Wochen in Griechenland.

Strände ohne Ende.

Nach Johanna‘s Abschied Anfang November in Athen und einer blendenden Wettervorhersage für die nächste Woche entschlossen wir uns, die Insel Euböa anzusteuern. Da wir zwei Wochen später, Mitte November, aufgrund einer anstehenden Reiseimpfung wieder in Athen sein mussten, war die zweitgrößte Insel Griechenlands die ideale Möglichkeit, die Zeit bis dahin unweit von der Hauptstadt (zumindest in unseren Augen) zu genießen.

Euböa hat ungefähr 900km Uferlinie, im Norden ist sie reich an Wäldern, die durch den diesjährigen Brand im Sommer mit am stärksten betroffen waren, im Süden dominieren Berglandschaften. Zunächst verbrachten wir ein paar Tage im Süden, bevor wir weitere Ecken mit dem Auto befuhren und uns immer mal wieder dazu entschlossen, eine Nacht anzuhängen. Erst seit unserem Aufenthalt in Griechenland kommt es immer mal wieder dazu, dass wir an Orten verweilen, die uns gefallen und nicht jeden Tag weiterfahren. Schönwetter-Fronten kosten wir bewusst aus und nutzen regnerische Tage, die auch hier in Griechenland im November vorkommen, um weiterzufahren. Rückblickend haben wir auf Euböa wohl unsere schönsten Stellplätze Griechenlands gefunden.

Nach unserem Termin in Athen entschlossen wir uns, nochmal auf die Peloponnes zu fahren. Hauptgrund hierfür war eigentlich das Wetter, das für November mit bis zu 20 Grad vielversprechend klang. Aber auch Griechenland ist diesbezüglich mittlerweile etwas unbeständig und immer mal wieder kreuzt uns der ein oder andere Regenschauer. Kalt ist es dabei nie wirklich. Zum Übernachten gönnen wir uns aber ungefähr seit November hauptsächlich das Bett im Auto mit Standheizung. Tagsüber gibt es häufig ein Wechselspiel aus Sonne und Wolken, sodass sich die Tage leicht an der frischen Luft verbringen lassen. Nach wie vor stehen wir mit der Sonne auf und gehen mit Sonnenuntergang in unsere kleine „Zwei-Zimmer-Wohnung“. Zur winterlichen Jahreszeit ist das natürlich recht früh, so gegen sieben Uhr abends.

Die Zeit von November bis März ist im Süden der Halbinsel Peloponnes übrigens Oliven-Erntezeit. Riesige Planen werden auf dem Boden ausgebreitet, zwei wirbelnde Plastik-Rädchen an einer langen Stange in die Zweige des Baumes gehalten und erzeugen damit einen wahren Olivenregen. Wir ließen uns mit Händen und Füßen den Vorgang der Ernte von einem Bauern erklären und bekamen als kleines Geschenk eine ganze Tüte voller Oliven geschenkt. Roh sind sie allerdings noch nicht genießbar, sie müssen noch einige Wochen in einem Salzwasserbad eingelegt werden. Insgesamt drei Kilogramm benötigt man, um einen Liter Olivenöl zu gewinnen.

Die einzigen Reisenden sind wir übrigens nach wie vor nicht. Täglich begegnen uns auf unseren Wegen andere Menschen mit Wohnmobilen, Bussen oder LKWs. Mittlerweile sind es allerdings keine wirklichen Urlauber mehr, die wir antreffen, sondern vielmehr Reisende, die ähnlich unterwegs sind wie wir. Von Paaren mit oder ohne Haustier über Familien mit mehreren Kindern hinzu richtigen Aussteigern, die für ihren nächsten Lebensabschnitt in das eigens umgebaute Fahrzeug umgezogen sind. Viele Deutsche und Franzosen, aber auch Engländer, die Trübsal bei dem Gedanken blasen, dass sie mittlerweile nicht mehr so frei in Europa reisen können. Nur drei Monate lang dürfen sich BürgerInnen aus Großbritannien im Schengenraum aufhalten. Eine Verlängerung ist nicht möglich, auch nicht gegen Bezahlung eines zusätzlichen Visums. Ein bisschen leid tat uns der Engländer ja schon, aber irgendwelche Auswirkungen muss ein Austritt aus der EU natürlich auch nach sich ziehen. Die Zeit, in der wir abhängig von einer maximalen Aufenthaltsdauer sind, haben wir ja bislang noch nicht erlebt. Wir konnten im Prinzip jedes Land, in dem wir uns aufhielten, in aller Ruhe bereisen ohne einen genauen Plan zu haben, wann wir die nächste Grenze passieren. Dieser Herausforderung werden wir von dem Verlassen der griechischen Grenze aus auch stellen müssen.

Neues Jahr, neuer Kontinent.

Nach ziemlich genau sechs Monaten in Europa ändern wir für die kalten Monate auf unserer eigentlichen Route gen Osten die Himmelsrichtung, da wir die Länder wie die Türkei, Georgien und den Iran gerne bei warmen Temperaturen bereisen möchten.

Auf der einen Seite können wir kaum glauben, dass wir schon ein halbes Jahr gemeinsam unterwegs sind, auf der anderen Seite haben wir so unglaublich viele schöne Momente erlebt, die wir ohne diese Reise wohl in mehreren Jahren nicht erlebt hätten. Je näher die winterlichen Monate auf uns zukamen, desto mehr haben wir uns mit Optionen für die Monate bis zum Frühlingsanfang befasst. Was die Möglichkeiten betraf, waren wir für vieles offen, von Backpacking über das Arbeiten auf einer Farm oder einer vergleichbaren Reise, wie wir sie bislang gemacht haben, eigentlich hatten wir Lust auf alles davon.

Durch einen Zufall stießen wir dann zunächst auf die Möglichkeit eines „buy & back“ in Südafrika. Hierbei kauft man einem Anbieter ein gebrauchtes, reisefertiges Auto ab, zahlt einen monatlichen Fixbetrag und nach Abschluss der Reise kauft einem dieser das Auto wieder ab. Alle technischen Angelegenheiten sind dabei von einem selbst zu organisieren und vor allem trägt man selbst die Risiken dafür, dass das Auto einen größeren Defekt hat (z. B. einen Motorschaden nach wenigen Kilometern). Vorteil dieser Variante ist, man kann es sich vorstellen, der niedrige Preis. Nachdem wir jedoch bei mehreren Vermietfirmen angefragt hatten, zeigte sich schnell, dass der erst langsam wieder anlaufende Tourismus und die Nebensaison uns in die Karten spielten, sodass wir für die 3,5 Monate einen bezahlbaren Toyota Hilux mit Dachzelt finden konnten. Hiermit möchten wir bis Mitte März auf Rundreise durch Südafrika, Botswana und Namibia gehen.

Nun galt es von Griechenland aus, einige Dinge zu planen. Das wichtigste: wo bleibt das Auto? Schnell und unkompliziert fand sich ein Platz bei Freunden von Julians Bruder, gleich in Athen. Von hier aus können wir dann hoffentlich im nächsten Jahr unsere weiteren Ziele in Richung Zentralasien bestreiten. Weitere Reiseimpfungen ließen wir uns mit kleineren Abständen in Athen verabreichen, auch wenn uns das Gesundheitsamt fragte, warum wir das nicht in Deutschland machen würden („ihr habt in Deutschland so ein tolles System, hier in Griechenland ist alles sooo kompliziert!“).

Und dann brach die Welt mal wieder in Panik aus. Eine neue Covid-Variante im Süden Afrikas. Den Ländern, die bei der Versorgung mit Impfstoffen bislang nicht auf Platz eins standen und sich bei den Nachforschungen dennoch stets vorbildlich verhielten und unverzüglich Informationen zu einer neuen Variante publik machten. Die Konsequenz daraus kennen sicher alle von euch, Reisebeschränkungen, eingestellte Flugverbindungen und Quarantäneverordnungen. Wir haben die Nachrichten hierzu minütlich verfolgt und dabei versucht, uns einen realistischen Überblick zu verschaffen - sofern das eine Woche vor Abreise überhaupt noch möglich war. 

Unsere Flüge von Athen über Doha nach Kapstadt konnten uns nicht mit hundertprozentiger Sicherheit zugesagt werden (der Rückflug wurde bereits abgesagt, was bedeutet, dass unsere Fluggesellschaft keine Personen aus den Virusvariantengebieten zurück befördert) und so schoben wir alle notwendigen Besorgungen für unsere Reise bis auf die letzten Tage hinaus. In der Zwischenzeit hielten wir es für sinnvoll, uns irgendwo in Europa noch eine Impfung zu besorgen, um den Schutz gegen eine schwere Erkrankung zumindest zu erhöhen. Griechenland erfordert für eine Impfung das Vorweisen einer Art Sozialversicherungsnummer. Kein Problem, holen wir uns. Die nette Dame aus dem Bürgerbüro ließ uns dann nach dem Ausfüllen aller notwendigen Dokumente wissen, dass das Aktivieren dieser Nummer so ungefähr 20 Tage in Anspruch nehmen wird und erst danach könnten wir uns für einen Termin für eine Impfung anmelden. Die Wartezeit für einen solchen Termin beträgt dann in der Regel nochmal 14 Tage. Aha, dachten wir. Das ist ja bürokratischer als in Deutschland. Und so überlegten wir weiter. Von Thessaloniki, unserem derzeitigen Aufenthaltsort, war ja auch die bulgarische Grenze nicht mehr weit. Und so kramte Julian in seinen alten Schüleraustauschkontakten und nahm Kontakt zu einem alten Bekannten auf, der ursprünglich aus Sofia kommt. Da ein Telefonat mit dem örtlichen Krankenhaus auf Englisch leider nur dazu führte, dass der freundliche Arzt den Hörer auflegte, weil er uns nicht verstand, half uns Dennislav mit einem Anruf auf bulgarisch. Nur einen Tag später hatten wir dann unseren Termin zur Impfung in Sofia. Ganz unbürokratisch und schnell erhielten wir unsere Booster-Impfung kostenfrei in der bulgarischen Hauptstadt. Der Tagesausflug mit vierstündiger Hin- und Rückfahrt hatte sich also gelohnt. Vor allem konnten wir völlig unerwartet kurz vor der Flucht in Afrikas Sommer nochmal einen kleinen Abstecher in eine weiße Winterlandschaft machen.

Weitere fünf Tage vergingen, bis wir uns trauten, unsere Taschen für den Flug zu packen. Mittlerweile entschärfte sich die Lage etwas und wir waren optimistisch, unsere Reise antreten zu können.

Wie wir dann unsere ersten Tage in Südafrika verbracht haben und welche Einschränkungen gegebenenfalls noch auf uns zu kommen, werden wir euch in den nächsten Monaten berichten.

Route in Griechenland, Stand 09.12.2021. Quelle: Gaia GPS / MapBox / Open Street Map.

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Im Doppelpack.