Ciao Bella.

Nachdem wir uns auf den Weg zurück zu unserem Startpunkt in den Nordosten Sardiniens machten, um Caro‘s Bruder Tim und seine Freundin Carina abzuholen, begaben wir uns auf die Suche nach einem Stellplatz zu viert. Die sandige Bucht in der Nähe von Olbia war genau das, wonach wir gesucht haben. So konnten wir unseren ersten Tag samt Baden gehen, Drachen steigen lassen und gemeinsamen Kochen verbringen.

Wir beschlossen, für die sechs Tage des Besuchs nicht so viel Fahrtstrecke auf uns zu nehmen und lieber in der nahen Umgebung bis zur Westküste (ca. 120 km) zu verweilen. Nach einem sonnigen Tag brachen wir zum Lago del Coghinas auf, um von den mitgebrachten Standup-Paddleboards Gebrauch machen zu können. Der touristisch unerschlossene See inmitten von Schafsherden und vielen kürzlich geernteten Korkeichen war perfekt, um unser Camp aufzuschlagen. Nur einige Fischer saßen vereinzelt am See bzw. auf ihren kleinen Fischerbooten. So konnten wir einen wunderschönen Tag und zwei Nächte an diesem ruhigen Ort verbringen.

Abwechslung brachte am nächsten Tag der kleine, mittelalterlich aussehende Küstenort Castelsardo, den wir auf unserem Weg in den Westen besuchten. Unseren Stellplatz fanden wir unweit von der Küste an einer heißen Thermalquelle inmitten eines Eukalyptuswaldes. Kaum zu glauben, dass Sardinien einem das Gefühl von italienischer Kultur, afrikanisch anmutendenden Steppen und australischer Wildnis geben kann.

Am Folgetag wagten wir den Versuch, eine eher touristische Attraktion am nordwestlichsten Punkt Sardiniens zu besuchen - keine gute Idee. Der Spiagga la Pelosa bot uns zwar einen karibisch aussehenden Strand mit unvergleichlich feinem Sand. Da diesen allerdings nicht nur wir vier genießen wollten, drängten wir uns nach dem Kauf eines Tickets dicht an dicht mit etlichen Touristen. Wir hatten uns schon gefragt, wo denn wohl die ganzen Urlauber sind.

Kurzum: Reiseziele mit mehr als 1.000 Google-Bewertungen werden in Zukunft zumindest gemieden.

Nach dem Abschied von Tim und Carina fuhren wir entlang der wundervollen Panoramastraße von Alghero nach Bosa und erreichten über die bislang ausgewaschenste und steilste Abfahrt am späteren Abend unseren Campspot an einer einsamen, steilen Felsküste. So schön dieser Platz auch war, die laute See ließ uns nachts kaum schlafen. Aber: das war es wert.

Nach einem kurzen Spaziergang durch den aus unserer Sicht schönsten Ort Sardiniens - Bosa - begaben wir uns weiter auf den Weg in Richtung Süden zum alten Bergbaugebiet Montevecchio. Eine kurze Führung durfte hier nicht fehlen, um die geschichtlichen HIntergründe des riesigen Abbaugebietes besser verstehen zu können.

Insgesamt gibt es auf Sardinien viele stillgelegte Bergwerke und verlassene Geisterdörfer zu besichtigen, was auf die lange Bergbautradition im Gebiet der Costa Verde zurückzuführen ist. Früh war den Menschen hier bekannt, dass wertvolles Gestein gewonnen werden kann und so wurden die Ortschaften zu großen Arbeitsgebieten umfunktioniert. Eine echte Landesbevölkerung hat sich hier deshalb nie wirklich angesiedelt und das ist auch heute noch spürbar (echt nichts los). Dieser Landstrich von Sardinien ist wild und abgelegen - Touristen sind kaum unterwegs.

Nach dem geschichtlichen Teil der Insel widmeten wir uns wieder schönen Naturereignissen und fuhren weiter in Richtung Dune di Piscinas, wo uns ein Sandstrand mit bis zu 60 Meter hohen Sanddünen erwartete. „Wie schön es wäre, hier mittendrin zu schlafen!“ - gesagt, getan. Nach diversen Flussdurchfahrten erreichten wir unseren Traum von Wüstenlandschaft. Und mit nur einer Hippie-Familie aus Frankreich (natürlich in einem Defender) konnten wir die Nacht dort verbringen.

Unsere letzten drei Tage verbringen wir nun mit entspannten Fahrten hoch bis zu unserem Starthafen und lassen unsere Zeit hier nochmal Revue passieren.

Unser Fazit nach 25 Nächten und 2800 gefahrenen Kilometern auf Sardinien: „Sardegna non è Italia“, also Sardinien ist nicht Italien - zumindest nicht nur. Mit den Himmelsrichtungen verändert sich hier die Natur und bietet damit eine unfassbare Vielfalt und unzählige Möglichkeiten, aktiv zu sein oder sich zu entspannen. Hier einen reinen Strandurlaub im Hotel zu planen, ist unserer Ansicht nach einfach zu schade. Wir empfehlen mehrere Stops mit dem Auto, um sowohl Land als auch Leute kennenzulernen.

Einen besseren Start hätten wir uns nicht vorstellen können. Wir machen uns in Kürze auf den Weg zurück aufs Festland und steuern dann ohne viele Umwege den Balkan an.

Route auf Sardinien, Stand 09.07.2021. Quelle: Gaia GPS / Open Street Map.

Route auf Sardinien, Stand 09.07.2021. Quelle: Gaia GPS / Open Street Map.

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Kleines Land, große Naturwunder.

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Begegnungen im Nirgendwo.